PHADE:HOBBY:WRITTEN:Sysadm-Talk - Und es ist alles war ... - Anekdoten I
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Anekdoten I

Windows 95. Ja ich weiss. Und nächstes Jahr nennen Sie es dann Windows 96. Und im Jahr 2000 ? Windows 00. Da paßt es dann auch hin. Flacher Witz, ich weiß, aber so sind sie halt. Syadms. Die Systemadministratoren. Sie haben die undankbare Aufgabe, etwas am Leben zu erhalten, was schon fast lebendig ist. Laut diesem Mathematiker. Weizenstein. Weißenfels. Weizenbaum ? Die Prozessoren sind schon so hoch getaktet, daß allein das dauerfrequente Flimmern des Quarzes hier Felder erzeugt, die normalerweise nur bei Zellen gemessen werden. Und Zellen machen nun manchmal unerwartete Sachen. Sie teilen sich, aus eins mach zwei, von 0 nach 1. Naja, bei 2 kriegen wir das ja nun leider nicht mehr in einem Bit unter. Und so mosern sie, die Administratoren. Über alles, und lachen dabei. Der Rechner ist zu lahm, die Zeitschrift du langweilig, und Bill Gates macht sowieso alles falsch. Völlig destruktiv und trotzdem lieben sie es. Mann weiß erst, daß man der Droge Computer, Komputer, verfallen ist, wenn man nach dem 10.ten compiler-Lauf feststellt, daß sich die yellow-pages vom NeXT-Mach mit nem kleinen Objective-C-Programm umgehen lassen, der Oberfläche (GUI, GUI) vorgegaukelt wird, sie hätte noch ein YP, aber unten drunter der Drucker brav in der /etc/printcap platzgenommen hat und endlich, endlich auch remote ansprechbar wird. Ein Wunder, Software wurde geschrieben, um von Süchtigen umgangen zu werden.

Back to Windows. Die einen lieben es. So einfach und glatt. Die anderen brüllen erregt, es sei so monolitisch, monopolistisch. Immer dasselbe und der nächste UAE wartet schon. Außerdem ist ein Mac sowieso immer besser. Außer das mir letztens ein alter MacUser erzählte, wie neidisch er war, als er zwar nen tollen Papierkorb, rein symbolisch natürlich, hatte, aber keinen Drucker angeschlossen kriegte. Naja, das geht ja dann problemlos unter Windows, damit man was man früher auf Papier schrieb, jetzt in den Rechner hackt, um es später wieder aufs Papier zu spucken, zu tintenspucken. Was Fortschritt.

Oder dann die Windows-Sanduhr. Sanduhren sind Klasse und geben Anlass zum philosophieren. Der Trick ist, daß das Programm, welches die Sanduhr erzeugt, um dir mitzuteilen, daß es jetzt echt busy ist, keine Ahnung davon hat, wann es nicht mehr busy ist, daß weiß man natürlich nur als Programmierer. Würde man das nämlich wissen, hätte man eine Prozentanzeige implementiert und keine Sanduhr. Das weiß aber wiederum der Dummuser nicht, er sieht die Sanduhr (muß ja gleich fertig sein, die Festplatte leuchtet ja auch nicht mehr), hihi, die Sanduhr rotiert, die Maus geht auch noch, ergo, das Programm und Windows leben noch. Weit gefehlt, die Maus ist ein Treiber, und der Kernel läßt sie auch noch rotieren, wenn du den Rechner ausschaltest, aber dein Programm hat das Kopieren dieses 7MB-OLE-Tiffs leider nicht überlebt, da deine TEMP-Variable auf E: zeigt, und E: ist dein Ramdrive, daß hat aber leider nur 2 MB und die OLE-Funktion von CorelDraw checkt aber leider nicht zwischendurch, wieviel Platz noch ist. Pech gehabt, da hilft dann nur der Affengriff. Und wieder von vorne, alles nochmal. Ich sag ja, User sind auch nur kleine Sysadms, pessimistisch aber voller Hähme auf andere Programmierer, User, Sysadms, die anderen machen die Fehler.

Man selber braucht ja kein Backup. NIE. Ich geh zum Kunden, installier grad seinen nagelneuen Netware-Server, Wahnsinns-Performance, Burst-SRAM, Platte ohne Ende, alles auf PCI, selbst die Netzwerkkarte, Doppel-Pentium, aber er braucht kein Backup. Und natürlich auch keinen Streamer, oder ne CD-Rom Kopie von der Vollinstallation. Und 2 Tage später setzt sich die Putzfrau, auf den, zugegebenermaßen einladend, niedrigen Midi-Tower, der da in genau der richtigen Höhe in der genau richtigen Ecke steht, setzt sich drauf, verstopft die Lüftungsschlitze (es mußte ja dieses Designgehäuse mit den Schlitzen obern sein) und frühstückt. Und nachdem beide Netzteile angesprungen sind, die beiden Pentiumlüfter schon auf Hochtouren laufen und der Zusatzlüfter für die Barracuda grad den Geist aufgibt, steht sie auf, das Gehäuse ruckelt und bei der auf 120 Grad aufgeheizten Platte setzt ein Kopf kurz auf. Normalerweise macht das ja nix, wenn man den Kopf mal kurz aufsetzt, aber bitte nicht bei 120 Grad und ca. 3000 Umdrehungen in der Sekunde. Da platzt einem schon mal der Kragen, wobei die Reste des Kragens sich dann in die Bad-Sector-List, dem Boot-Sector und noch an ein paar anderen wichtigen Stellen niederlassen. Und dann brauchte er halt nun doch ein Backup ...

Sysadm-Kurzwitz, Variante Ei/Huhn: Manche machen ja Backups. Z.B. auf ihrem Streamer, und vergessen dann das Backupprogramm, was wieder mal irgendwo raubkopiert worden ist auf ne Diskette zu sichern. Und meistens ist das Backupprogram ja nunmal auch das Restoreprogramm, das ist ja aber zum Glück auf den Backuptape, leider kann ich ich das ohne das Backupprogramm nicht lesen. Hähme. Nochne Variante ? Gerne: Unix-Sysadms sind ja schlauer und machen ein Backup, und CPIO und TAR gibs ja sowieso, allerdings kriegen sie das System ohne Boot-Floppy nicht wieder hoch, und die Neuinstallation eines Kernels auf dem System will erst mal das leicht demolierte alte System KOMPLETT überschreiben. Naja, dann gerne, macht ca. 8 Stunden Arbeit. Toll ist auch, wenn man nachdem ein Bootsystem wieder vorhanden ist, feststellt, daß das Tape ne Macke hat, oder man den richtigen Blockingfaktor vergessen hat (11074 oder 10576 oder 6-stellig).

Und die Worte, die Worte. Eins hatte wir schon. Schon mal ne leuchtende Festplatte gesehen ? Da wird gegreppt und getarred, da hat man nen Batchjob, da wird compiled und gemaked und im DOS- Handbuch steht was von Stapelverarbeitungsprogramm. Mit sowas kann man dann schon jeden Sysadm verwirren. Da wird gelinkt was das Zeug hält, verkryptet. "Mach mal nen ps -ef pipe grep root pipe awk geschweifte auf printf Dollar 5 Komma Dollar 6 geschweifte zu pipe sort !" sagt der eine, sag der andere: "Dann mach doch lieber gleich ein Top !". Wo manche Recht haben, haben sie nun mal recht. Wer noch nie was gepatched hat, noch nie gesurft ist, noch nie richtig Traffic gemacht hat, sich eingeloggt hat, zugesehen hat, wie seine Mail grad fürchterlich bounced, der weiß nicht was das Wort Computer bedeutet, die Worte der Computer bedeuten.

Früher war ja sowieso alles besser. Da kostete meine erste Floppy, 5-1/4 Zoll, noch 20 Mark ! Und ich hatte mich dann noch geärgert, daß es kaum noch 8-Zoll-Floppies gab, da kriegt man doch für die 20 Mark wesentlich mehr Floppy. Daß man auf der kleinen aber fast doppelt soviel Programme draufkriegte und zumeist auch wieder heil runterkriegte, wußte ich damals noch nicht, auch wußte ich nicht, daß allein ein solches Verhältnis das Herz eines jeden Sysadms heute auf 32-bit schlagen läßt, heute kriegt man keine 100 prozentige Steigerung der Leistung mehr hin, 15 Prozent schneller ist der Pentium als der DX4-100, wusch, heute muß man da gleich mithalten. Ja, Steve Jobs, was hast du angerichtet. Da geht der einfach hin und baut in der Garage einen Apple ][ und entreißt das Computermonopol dem blauen Riesen (weißer Riese ist hier gaaaannnz was anderes) und gibt den kleinen, netten Computer einfach jedem, der ihn haben will. Und jeder will ihn. Wir auch. Klar.

Das erste vernünftige Programm waren natürlich ca. 500 Zeilen BASIC, davon 400 DATA-Zeilen, die Koordinatenpunkte eines Strichgebildes eines kopulierenden Päarchens. Das Programm wurde auf die BOOT-Diskette des Lehrer kopiert, als Hello-Program eingetragen. Der Lehrer schaltet den großen Monitor für alle gut sichtbar ein, schiebt lässig die Diskette in den Schlitz, bootet und während er über die heutige Aufgabe referiert, gibt sich das Päarchen bereits seiner Beschäftigung hin, leicht animiert mit heben- und senkendem Hintern und leisen Flutschgeräuschen. Das ist eigentlich ein Kinderstreich, zu richtiger Crackerphilosophie wird es erst, wenn das gleiche Programm den Softkey zum Booten blockiert und sich dann gleich noch von der Floppy löscht. Dann bleibt die Animation nämlich länger auf dem Bildschirm, bis der Lehrer knallhart den Stecker zieht und nach dem Neustart feststellt, daß, was er da eben gesehen hat, als Daten gar nicht mehr existiert und alles wieder seinen normalen Bootvorgang geht. Das ist Kunst für den Moment, echter Nanosekundenwitz.

Klavierspielen tun sie auch alle, oder wenigstens Keyboard. Aber virtuos. Mit zwei Fingern, ich mit sechs oder sieben, vorzugsweise mit der linken, obwohl Rechtshänder; oder richtig gelernt, mit zehn. Allerdings kann man zehn Finger nur auf ner Schreibmaschine benutzen, auf einer Cherry G-8000 reicht das dann bei 102 Keys nicht mehr ganz aus. F1 bis F12, Scroll- und Nummerblock. Die Ökos unter den Computerbenutzern regen sich auf, daß die Tastaturen immer noch eckig und der Handfläche nicht angepaßt sind, aber das man für 102 Tasten eigentlich 17 Fingern bräuchte, verschweigen sie. SHIFT-ALT-F2 und die Nase auf die Enter-Taste. Winword ist ganz einfach, wenn man Windows und die Maus vergißt. ALT-D-S, ALT-D-E, Keydown, ALT-E, Keyrechts, Enter, Enter, Alt-D-D, die Nummer auf dem Nummernblock, TAB, noch schnell der Name, ENTER und schon ist das Fax verfaxt.

Ganz anders in der Unixwelt, da geht es dann gediegener zu, obwohl man ja im Schnitt viel mehr Power hat, und dank präemptiven Multitasking brauchen Prozesse natürlich nicht mehr warten, sie laufen dann nur alle gleichzeitig und alle gleichzeitig viel langsamer. In der Unixwelt ist selbst das Booten ein Erlebnis. Da wird erst der Kernel geladen, ausgepackt und uncompressed, dann hier nen Treiber, Init-Dämon, aha, 33.5 Bogomips machen wir heute, die Soundkarte is heute auf Interupt 10, na gut, Unix ist halt variabel, dann die virtuellen Konsolen, obwohl sie virtuell sind, sind sie trotzdem existent, schnell noch hier und da ein Filesystem mounten, dann das Netz hoch, und ab in den Multi- User-Mode. Noch den Router, PC-NFS-Dämon, klog-Shell, zum Schluß noch den httpd-Dämon, wird sind am Prompt und prompt fix und fertig. Wenn man sich jetzt nicht schnell einloggt, verpennt man was, und das BIOS zählt gnadenlos bis zur fünften Minute und schaltet den Rechner dank PowerManagement in den Sleeping-Mode und spart von nun an Strom. Naja, wenigstens tun sie etwas, sie sparen Strom. Wie war das noch: das beste PowerManagement ist der Ausknopf. Auch wenn der mittlerweile gerne unter den bereits bekannten 102 Tasten versteckt wird.

© 1995 by Frank Gadegast

KeyJ Phade (Frank Gadegast)